Liebe CDU, liebe SPD, liebe Grüne und liebe FDP, liebe andere Parteien und Gruppierungen, die sich dem Grundgesetz und den demokratischen Prinzipien verschreiben haben. Liebe Leute, die keine Lust haben die Schrecklichkeiten der Geschichte sich nach nicht einmal 100 Jahren noch einmal wiederholen zu sehen.
Ich fühle mich wie ein Naivling. Wie ein dummes Ding, dass zurechtgewiesen werden sollte. Weil es sich vorwagt um zu sagen, dass wir unseren Dünkel mal 5 Minuten beiseite legen sollten. Egal ob wir Rot, Grün, Orange, Schwarz oder Gelb seien. Es zählt, dass wir die Demokratie als so wichtig erachten, dass wir keinen Bock haben diese in den Müll zu werfen um kurzfristig Probleme zu lösen.
Ich schreibe Euch, weil ich Angst habe. Ich habe mich an der Schule und an der Uni mit Geschichte auseinander gesetzt. Ich bin einer dieser Menschen die glauben zu sehen, was los ist. Immer wieder und wieder schreien wir auf und werden trotzdem nicht ernst genommen. Ich habe Angst.
Ich schreibe euch als Enkelin eines britischen Soldaten der über das Elsass nach Deutschland einreiste. Kurz nachdem die Deutschen kapituliert hatten. Ein Soldat, der mit seinen Kameraden johlend über die "Bloody Krauts" fluchend und gröhlend herfallen wollte und dann die bittere Realität im kleinen Städtlein Breisach vorfand.
Mein Großvater fand einen ganzen Bahnsteig voller Hunger leidender Kinder vor. (Ja, ich weiß, dass kann gern mal als Reizmittel für Mitleid genommen werden. In voller Anerkennung jeglichen Zynismus sage ich das mal hier.)
Ich will nicht, dass sowas nochmal passiert. Ich will nicht, dass Deutschland, Europa oder andere Ansammlungen und Gruppierungen von Menschen sich in Furcht und Angst sich dem Faschismus verschreiben. Menschen sich scheinbar arglos totalitären Ideen verschreiben, weil sie daran glauben, dass der Zweck die Mittel heiligt.
Wenn ich sehe, wie eine Partei die erst "eurokritisch" sein möchte, jetzt am Rechtsstaat zu rütteln beginnt, an Dingen die sich Menschen in den letzten Jahrzehnten und Jahrhunderten erkämpft haben zu rütteln beginnt, da werde ich ganz schwach im Herzen.
Bei diesen Leuten kriege ich einerseits Gedanken an meine sächsische Großmutter, die vor der Machtübernahme Hitlers nach England flüchtete. Das war meine väterlichen Linie. Der Großvater meiner mütterlichen Linie war der Soldat der über Colmar nach Breisach nach Deutschland kam. Erst gröhlend, dann verstummend. Vor den verheerenden Auswirkungen eines Krieges, eines verdammt ekelhaften Faschismus den ich nicht selber erleben möchte.
Vielleicht bin ich naiv, vielleicht weiß ich nicht genug. Aber ich weiß, das wir das nicht wollen. Egal welches Parteibuch oder welche Farbe wir für uns beanspruchen.
Ich bin Pirat, und ich bin Demokratin. Ich will mit Leuten zusammen Politik machen die divers sind. Politik machen mit Menschen, die aus verschiedenen Richtungen kommen und mit diesen Leuten streiten. Ich will nicht im Gleichschritt marschieren. Ich will Mensch sein. Mit all seinen Vor- und Nachteilen.
Gute Nacht und ich hoffe auf einen Guten Morgen.
Elle Nerdinger
Danke sehr gut und Treffent geschrieben.
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