Sie wusste all zu gut, dass sowas kommen würde. Sie konnte diese Sätze nicht mehr ernst nehmen. Diese Gesichter in ihrer Selbstzufriedenheit, wie sie hinter dieser gedachten Mauer des Ernst genommen werden saßen, wie hinter einer Burgmauer. Der Zinnen inklusive.
Die Dame die gerade diese ablehnende Botschaft in Richtung Maria absonderte sah aus wie aus der Imagebroschüre einer Fluggesellschaft. Vor 20 Jahren.
(Wir bringen Sie um Erfolg!)
Maria konnte sie nicht ernst nehmen. Wie sie in ihrer Kostümierung die Rituale des geschäftlichen Spiegelfechtens protektierte. Krethi et Plethi ante portas.
(Wir sind für Sie vor Ort die Basis Ihres Erfolgs und bringen Sie immer zum Ziel.)
Phrasen mit homöopathischen Inhalten scheinen das Losungswort zu sein um in die Burg des Ernst genommen eingelassen zu werden. Nur hinter diesen Mauern können Botschaften eine volle Kraft erhalten um in die Welt gelassen zu werden. Sagen sie. Weil sie dann mit dem Siegel der Burgherren ernst genommen werden können. Woanders kann ja jeder kommen und alles behaupten. Wo kämen wir denn hin? (Hinz und Kunz baumeln im Netz)
(Zielgerichtet mit uns zum Deal!)
Maria stand auf und sah Frau Müller (oder war es Mayer?) in die Augen.
"Danke für Ihre Anteilnahme. Wissen Sie was das Problem ist? Ich kann Sie auch nicht ernst nehmen. Ich kann Ihren Kunden nicht ernst nehmen und ich kann nicht ernst nehmen was ich eigentlich respektieren und achten sollte als Säule der Gesellschaft. Publikative. Ich kann nicht ernst nehmen, dass Karlsruhe der Regierung, der Legislativen, immer wieder und wieder ihre Versäumnisse um die Ohren haut wie ein Lehrer einem Schüler die verbaselte Klassenarbeit. Ich kann nicht ernst nehmen wie Sie in vorgekauten Floskeln mit Menschen reden die Sie hier herkommen lassen um sich wie Pfingstochsen zu präsentieren. Um überhaupt die Chance zu haben in die von ihren Vorgesetzten heilig gesprochenen Hallen eingelassen zu werden."
(Unsere Kunden wissen mehr!)
"Wissen Sie, was ich ernst nehmen kann? Die Werte die ich in der Schule gelernt habe. Die Geschichte vom mündigen Bürger der die verdammte Pflicht hat sich allumfassend zu informieren um sich eine fundierte Meinung bilden zu können. Aufgrund von Fakten.
Jedoch wird einem heute, 20 Jahre später, doch gleich einer ihrer Anwälte auf den haarigen Arsch geschickt wenn man auch nur die hohlen generischen Phrasen Ihrer Zeitungsartikel irgendwo im Netz zitiert. Diese Phrasen mögen zwar geschützt sein, doch die Sprache, das Denken und den allgemeinen Ausdruck kann man nicht schützen ohne die Menschlichkeit zu ersticken. Sie sitzen da in ihrem Kostümchen und bremsen die Evolution mit all ihren anderen Freunden und Friends die an Assets statt Angst glauben.
Meine Wenigkeit ist bei dem was ich sage nicht wichtig. Denn ich nehme mich ernst. Ich werde jetzt nach Hause gehen, mein Kleid ausziehen, duschen und mich auf den Bolzplatz zu meinen Jungs begeben und mir nach etwa zwei Stunden ausgiebigen Kickens die Birne wegdröhnen. Mit Bier. Denn ich kam hier nur in meinem rosa Kleid und rosa Handtasche weil ich Lust auf dieses Outfit hatte heute Morgen. Ich hatte Lust die schönen Blumen im Garten zu zitieren. Ich hätte genauso in einem dezenten Grau kommen wollen, aber das hat mich einfach nicht so angelacht im Kleiderschrank bei dem schönen Wetter da draußen. Ich bin ehrlich. Ich nehme mich ernst. Tun Sie das? Oder nehmen Sie ihr nächstes Mitarbeitergespräch ernster?"
(Kompetenz und Vertrauen. Für Sie.)
Maria stöckelte aus dem Verlagsgebäude und brach sich fast den Stöckel vom rechten Schuh. So sehr erbebte sie vor lachen.
(Die Welt der Möglichkeiten steht Ihnen offen! Steigen Sie ein!)
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vielen Danke ... Ich hoffe, dass weitere Themen :)
AntwortenLöschenvielen Danke .. Zum Thema, ich hoffe, mehr anzeigen .. :)
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