“Google and Facebook would have you believe that you’re a mirror, but we’re actually more like diamonds,” Poole told the audience. “Look from a different angle, and you see something completely different… Facebook is consolidating identity by making us more simple than we truly are.” - Christopher Poole (moot) auf dem Web 2.0 Summit 2011 in San FranciscoWas der sagenumwobene Gründer der berüchtigten Forenlandschaft namens 4chan während seiner Rede sagt, ist sehr wichtig für die Behandlung und Betrachtung von Menschen im 21. Jahrhundert. Jemand wie Poole, auch als "moot" bekannt, weiß sehr genau um die vielen, funkelnden Facetten des Menschen. Er sieht sie jeden Tag durch die meist anonyme Userschaft auf den verschiedenen Boards seines Forums. Anonym kann man nicht nur negativ "die Sau rauslassen" sondern auch sich der starren Identitätsvorgaben die Unsere Gesellschaft leider noch pflegt, entledigen und sich selbst wie ein Diamant funkeln lassen. Es stellt sich zuweil das Gefühl von Freiheit an der frischen Luft ein. Wenn dann Millionen andere Menschen dies auch tun, wird es spannend.* Eines der Ergebnisse kennen wir aus den Nachrichten: Die Anonymous Bewegung
Hier soll es jedoch nicht um digitale Menschen- und Bürgerrechte gehen, sondern um die Allgemeine Wahrnehmung unserer Mitmenschen. Von Poole ausgehend ist es daher nicht immer sinnig, Menschen in Gruppen zu ordnen um für Diese dann Rechte zu erstreiten und die Lobby zu markieren. Das es solche Gruppen gibt ist natürlich nicht von der Hand zu weisen und ein guter (grober) Wegweiser für Menschen die anderen Menschen helfen wollen oder Probleme für sich lösen müssen. Das Ende der Fahnenstange ist dies jedoch nicht.
Irgendwann erscheinen Kategorien unsinnig, zum Beispiel wenn wir dann für blinde, jüdische, transsexuelle Eichhörnchen mit muslimisch-atheistischem Hintergrund eine eigene Schublade aufmachen würden. Jeder weiß, das dies realitätsfern und blöd ist. Jedoch gerät man im Laufe eines Lebens immer wieder in die Situation in der genau ähnliche Schubladen aufgemacht werden und "denkt doch an die $Gruppe" im Raum umherschallt. Gut gemeint aber irrsinnig kleingeistig. Dies ist oft das Resultat des vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sehen. Menschlich. Keine Sünde aber manchmal mit fatalen Folgen für das Wohlergehen eines Individuums.
Ich würde sagen, dass es über 7 Milliarden Minderheiten mit eigenen Vorstellungen, Vorlieben, Gefühlen und Abneigungen, Hoffnungen und Ängsten gibt. Daran sollte man sich gedanklich halten. Wie der Kölner Volksmund so weise sagt: "Jeder Jeck ist anders". Der Rest ist die Leitplanke um eine Orientierung zu erhalten, die jedoch nicht das Letzte Wort für jede Situation bedeutet. Menschen sind eben soziale Wesen die sich zusammen tun, sei es aufgrund der geographischen Nähe oder auch wegen ähnlichen Ansichten zu Politik, Spiritualität oder Briefmarkensammeln. Aber sie verbleiben normalerweise nicht 24/7 an dieser Stelle bis sie sterben. Heute zumindest immer weniger.
Die Welt von 4chan die ich in der Einleitung erwähnt habe, zeigt uns die Vielfalt der Menschheit auf eindringlicher Art und Weise, vor allem wenn unter unidentifizierten Menschen die teilweise drastischsten Diskriminierungsmittel der "realen Welt" dargestellt und durchgekaut werden. Diese abartigen Sprüche und Bilder die jeweils sonst inakzeptabel sind, werden jedoch durch die Anonymität der jeweiligen Teilnehmer geschwächt. Namen- und Herkunftslose können andere Namen- und Herkunftslose nicht direkt diskriminieren. Die ganze Abartigkeit wird daher ad Absurdum geführt. So werden Diese Darstellungen von Hass und Herabwürdigung gewisser Menschengruppen irgendwann zur Staffage an der sich die ungenannten Individuen abarbeiten. Man nimmt irgendwann zum Spass die Rolle eines sozialen Gegenspielers ein und postet etwas für das man im Meatspace einen Jemanden mit bösen Blicken und Tadel strafen würde.
Meistens macht es irgendwann klick und man merkt man ist im Urwald der menschlichen Kultur und kann als namenloses Individuum alles Mögliche entsprechend ausprobieren und verwerfen und seinen ganz eigenen Charakter kennen lernen und ist gleichzeitig in einer sich ständig ändernden amorphen Masse unterwegs: In dieser Forenumgebung der namenlosen Diamanten quasi, ist es unwichtig und sogar teilweise unerwünscht eine Identität eines Teilnehmers herauszustellen. Eine Identifizierung würde die Dynamik des "Farbspiels" der Internetdiamanten zerstören. Man wird diskriminierbar, bekommt eine starre Identität.
Diese Welt zeigt, dass es eben schwer möglich ist, nachhaltig und sinnvoll weiter mit diesem Gruppendenken zu verfahren, wenn wir uns als Menschheit gerecht werden wollen. Schauen wir der Realität, so seltsam sie ist, ins Auge und erkennen das wir zwar Frauen, Männer, Eichhörnchen, Amerkikaner, Deutsche, Inselaffen, Afrikaner, frühlingshafte Araber oder Malteser sind, jedoch auch Menschen mit verdammt vielen anderen Eigenschaften und Werten.
Deswegen kann ich mich nicht als Feminist bezeichnen. Es würde mir die Sicht versperren.
TL;DR: Jeder Jeck ist anders. Akzeptiere dies und schau mal länger hin und dahinter. Dann merkst du das du mehr bist als ein Mitglied einer wie auch immer gearteten Gruppe.
*Inkl. einiger befreiter (Wild-) Schweine
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