Donnerstag, 1. Dezember 2011

Klarnamensschwelle

Nachdem ich gestern auf Twitter die Rageritis hatte wegen der abgestimmten Klarnamenspflicht in einem Pankower Liquid, möchte ich nun nach einer guten Mütze Schlaf und guten Gesprächen mit dem Göttergatten und einem guten Freund, eine Idee entwickeln.

Dass heutzutage die offene Verwendung von Klarnamen im Netz ein Zankapfel ist, brauche ich hier gar nicht erst zu erwähnen. Von diesem Thema hängen viele Befindlichkeiten und auch Bedürfnisse ab, wie der Schutz der Persönlichkeit, oder auch der offenen Existenz und Auffindbarkeit im Netzleben auf der anderen Seite.

Klarnamen im Liquid Feedback sind einerseits so zu verargumentieren, dass man sich politisch betätigt und ein Vorbild für mauschlende Hinzerimmerdespoten sein möchte; jedoch ist nicht jeder Basispirat der mit diesem Meinungsfindungstool welches keine Wahlmaschine ist, mit einer solchen Klarnamensverpflichtung einverstanden. Ich sehe Liquid als Grauzone an, welche die Schwelle zwischen dem politischen, jedoch privaten Bürger in einer Partei bishin zum politisch sehr aktiven Piraten der entweder schon Amt oder Mandat inne hat, oder dies anstrebt. Dies Piraten bewegen sich schon im Bereich der gläsernen Politikerzone. Die Befürworter einer Klarnamenspflicht in diesem Fall, zu denen ich auch gehöre, möchten Verbindlichkeit, Nachvollziehbarkeit und eben Transparenz herstellen.

Genau an dieser Schwelle möchte ich nun ansetzen:

1. Wenn ein Pirat im Liquid eine gewisse Anzal an Delegationen erhält, und er oder sie dadurch an Einfluß und Wirkungsmacht erhält, könnte es zu einer Entscheidung für diesen Piraten kommen: Entweder ich lehne weitere Delegationen ab die mich über die Schwelle zum gläsernen Parteipolitiker bringen, oder ich lege meinen Klarnamen offen falls ich bisher unter einem Autonym (a.k.a. Pseudonym) bisher agiert habe. Dasselbe sollte dann auch für Mandats- und Amtsträger gelten. Diese sind letztendlich in der Politik angekommen und sollten daher im Liquid "gläsern" sein.

2. Da sich Autonyme, Usernamen oder Pseudonyme oft über Jahre etablieren und oft ein wichtiges Identifikationsmerkmal online werden, könnte ein Pirat der seinen Klarnmanen nach überschreitung der Schwelle seinen Usernamen dann auch als Beinamen führen. Die alten Römer konnten das auch schon sehr gut. auf diese Weise ist es auch möglich den selbst gewählten Namen eines Piraten weiter zu institutionalisieren und somit die Namenssouveränität weiter voran bringen in den Köpfen. (Der Klarname ist nicht gerade der eigenen Wahl überlassen, vor allem nicht in Deutschland.)

Dies Idee könnte dazu dienen, einen Weg zu finden um Piraten welche im Liquid mitmachen möchten jedoch keine Lust haben gleich ihren Klarnamen sehen zu lassen und dann die Schwelle in die praktisch angewandte Tages- und Parteipolitik sichtbar und spürbarer zu machen. Ich bin der Meinung, dass man so auch genauer darüber nachdenkt wo man gerade steht und was man tut. Man denkt noch mehr über Verantwortung nach, wenn man diese auch übernimmt. Als Pirat weiss man dann: Jetz werde ich gläserner Politiker mit allen Pflichten und Rechten.








5 Kommentare:

  1. Ich habe dazu was ins Wiki geschrieben und einen ähnlichen Vorschlag schon mündlich auf der GV gemacht. In a Nutshell: Klarnamen oder Nummer. Wer die Nummer will, kann keine Delegationen annehmen. Wer einmal Delegationen annimmt, muss seinen Klarnamen herzeigen. Ob man netzbekannte Pseudonyme als Klarnamen anerkennt, ist mir nebensählich, man kann sich ja dann auch ins About-Feld schreiben, welches Pseudonym man führt, da es bei LQFB ja nun eher nicht um Selbstmarketing gehen sollte, sondern um ein Quasi-Wahlgeheimnis für diejenigen, die sich das wünschen. http://wiki.piratenpartei.de/Benutzer:Ennomane/Abstimmungsverhalten

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  2. Nice ... und das von einem Mental-Spackeristen ... Nice!!1
    Ergänzend, sollte sich bei Piraten, die sich zur Wahl für ein Amt oder Kandidatur aufstellen, Usus werden beim jeweiligen Parteitag, dessen ID abzufragen, so nicht eh eindeutig zuzuordnen.

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  3. Beide Ideen finde ich hervorragend, und unterstütze sie voll und ganz!

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  4. Vielleicht lohnt auch nochmal die Betrachtung, unterschiedliche Perspektiven einzuführen: Jemand, der eine Delegation erteilt hat, kann mehr über den Empfänger der Delegation sehen als jemand, der nicht in diesem Nahverhältnis steht. Oder der Benutzer selbst kann entscheiden, wem er welche seiner Daten offenlegt – Klarname, Autonym, Mitgliedsnummer.

    Vorstellbar ist auch ein Vertrauensleute-System; sei es als Notariatsfunktion mit Identitätshinterlegung bei designierten „Vertrauensinstanzen“ oder als Web of Trust.

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  5. Ich halte das für problematisch da mit einer solchen Regelung das Kernfeature von LF die Delegation beschnitten wird. Es ist meiner Ansicht nach elementar daß nicht der Empfänger über seine Delegationswürdigkeit entscheidet, sondern nur in er die Verantwortung selber wahrnehmen will. Desweiteren ist eine solche Regelung nicht praktikabel da sich das Stimmgewicht in einem liquiden Prozess schnell und kurzfristig verschieben kann und sollte.
    Das nur zwei kurze Gedanken, aber ich bin mir auch sicher daß wir hierbei erst am Anfang einer Entwicklung stehen, bei der noch viele Tools ausprobiert werden.

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