Montag, 27. Juni 2011

Gedankenausflug: Urheberschaft und Urheberrecht Gestern, Heute, Morgen

Ich sitze bei intensiven Gedanken zu meiner Magisterarbeit. Die Kerngedanken kreisen um Urheberschaft und die Kopplung dieser mit einem ökonomischen Wert wie es durch die Einführung von Druckprivilegien, Copyright und Verwertungsrechten geschah. Schreibermönche verloren nach Gutenbergs Erfindung ihre Jobs, Drucker wurden reich und der Kreis der lesenden Menschen erweiterte sich Enorm. Doch wie war es vorher?

Einerseits haben wir es mit einer kleinen, feinen Elite zu tun die lesen und schreiben kann, welche einen sehr kleinen Prozentsatz der Gesamtbevölkerung ausmachte. Andererseits wenn wir nur diese Welt an sich betrachten, haben wir bezüglich der Schreibermönche vor allem eine Welt des Copy and Paste. Wissen war nicht an Rechte gebunden sondern war da um verbreitet, daher abgeschrieben zu werden, überdacht, mit anderen Inhalten verbunden und somit neue Gedanken hervorbringend die Liturgie insgesamt mit einem Update zu beglücken.

Gerade in der ersten signifikanten Hochphase der mittelalterlichen Bildung, der sogenannten Karolingischen Renaissance, wurde eine einheitliche intensive Bildung des Klerus und sämtlicher Menschen in den Klöstern und Orden gefordert und gefördert (5 Euro in die Phrasenkasse!). Karl der Große war so ziemlich dahinter, dass seine Kleriker in seinem Reich gefälligst gebildet zu sein hätten um überhaupt zu verstehen was sie da predigen und verarbeiten und auch anbeten. Die Bildung, egal wie breit gefächert sie auch wurde, diente einzig und allein dem Verständnis der heiligen Schrift.

Bei der Lektüre von Quellen und Sekundarliteratur bekam ich dann das Gefühl, dass vor allem die Liturgie, das Beten und das Zelebrieren des korrekten Gottesdienstes per se, in manchen Zeiten als wichtigste Aufgabe so mancher Mönche wahrgenommen wurde. Schließlich waren Sie auch dazu da um für die Menschen außerhalb des Klosters, wie etwa den Adeligen Familien und anderen Honchos, zu beten und somit das Seelenheil dieser Menschen zu fördern. Schließlich wollte man in den Himmel kommen und schön Harfe spielen.

Wir haben heute auch Leute die sich mit komplizierten, für manche Menschen gar "esoterische" Dinge Befassen die aber für das tägliche Leben sehr wichtig sind. Wo das Jenseits und der Tod im Mittelalter noch sehr nahe standen und jeder quasi täglich mit dem jüngsten Gericht rechnete, so haben wir heute Menschen die täglich Panik vor dem Computerabsturz haben. (Oh Admin, behüte uns vor dem Blue Screen! Schreibe ein Programm damit ich meine Probleme lösen kann, oh Coder!)

In beiden von mir betrachteten Gruppen (Mönche und IT-Menschen) geht es bei meinen Gedanken um den Umgang mit dem Script. Der Schriftlichkeit, dem Schreiben, dem Scripten, dem zusammenstellen und der Informationsverbreitung. Wie auch immer dies geschehen ist und geschieht. Mönche haben per se viel abschreiben müssen und auch bei der Verfassung eigener Schriften die eine oder andere Passage ohne Angst vor Plagiatsjägern locker noch mit hineingepackt. Es war ja alles wichtige Information die zusammen einen Sinn ergeben musste und somit den Lesern zur Lehre und Erbauung gereichen musste.

Heutzutage hat man auch bei Scripten beispielsweise die "ursprüngliche" Hackerkultur, welche die Open Source Bewegung hervorbrachte. Diese Leute setzen wie die Mönche im Mittelalter darauf, dass jemand ihre quelloffene Software (Sprich: die Scripte sind zugänglich und zur Veränderung je nach Lizens mehr oder weniger freigegeben) sichtet, verbessert oder irgendwo weiter verwurstet. Hauptsache eine Funktionalität wird weiter gepflegt und verbessert. So die Idealvorstellung. (Über das Übel mit so mancher proprietärer Software will ich mich hier jetzt mal nicht auslassen.)

Hier sehe ich eben diese Ähnlichkeiten und die Untersuchung dieser interessiert mich besonders. Wie funktioniert ein informationelles "Ökosystem" welches nicht von rigiden Beschränkungen eines Lizenzsystems und Urheberrechts betroffen ist denn wirklich genau? Gab es andere Mittel, welche einschränkend auf den Fluß der Information innerhalb der kleinen, klerikalen und geistlichen Elite ermöglichten? Hierarchien, Geheimhaltungspflichten und auch schlicht die Geographie?

 Ist die Patentierung  von gen-manipulierten Lebewesen nicht dasselbe wie das Copyright und Verwertungsrecht? Natürlich! Beim einen kann man das Ergebnis in Form eines Gen-Mais-Kolbens anfassen, beim Anderen kann man ein gedrucktes Buch oder eine Sony Playstation anpatschen. Hinter beiden Dingen stecken Ideen die in einer ganz speziellen Form einem rechtlichen Schutz unterliegen. Der Vatikan hat sowas ins Geheimarchiv gepackt und den Schlüssel weggeworfen. Quasi.

Jetzt habe ich diese Gedanken vor mir und muss mal ordnen. Ich habe noch eine lange Nacht vor mir.

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