Es wurde bereits sehr viel, sehr gute Kritik zu diesem einfach unfassbar propagandahaltigen Format "Tatort Internet" geschrieben und gesprochen. Ich möchte mich hier mit einem kleinen Detail kurz auseinandersetzen. Ich bin nicht gerade berühmt dafür feministische Themen aufzugreifen, welche das Internet oder die im Heute angekommenen Menschen betrifft. Allerdings betone ich immer wieder, dass es noch Bereiche unserer Gesellschaft gibt, in der veraltete Rollenmodelle gelebt und gepflegt werden. Leider sind diese Bereiche noch sehr einflussreich und üben noch eine Strahlkraft auf genügend Menschen aus.
Frau zu Guttenberg ist hier ein wunderbares Beispiel. Sie ist zwar eine Frau die aktiv handelt und nicht als passives Wesen nur ein Dasein als Zierde an der Seite ihres Mannes fristet, jedoch lässt das Aktivitätsfeld doch aufmerken: Während ihr smarter Gatte als Verteidigungsminister sich um eines der für klassische Gemüter männlichsten Politikbereiche kümmert, sitzt die adrette Frau zu Guttenberg in der Öffentlichkeit und kümmert sich um Belange des Nachwuchses. Sie verteidigt das Nest, während Herr zu Guttenberg das Vaterland als Minister verteidigt. Derzeit besonders aktiv in Afghanistan. Da wundert es mich auch, dass die Dame sich vielleicht nicht um die Belange Afghanischer Kinderschicksale kümmert, deren Innocence ziemlich in Danger ist, während sie lieber in der Propagandamaschinerie der Bürgerrechtsreduzierung die Knöpfchen drückt. Diese Verwunderung findet allerdings nur im streng logischen Hirnteil meiner Selbst statt. Der andere Teil denkt sich nur, dass dies doch ein typischer Mechanismus ist, der hier sehr deutlich vor unser aller Augen sich offenbart:
Konservative Werte werden in Zeiten der Krise als bewahrendes Element verstärkt in der öffentliche Debatte thematisiert. Hierzu gehört primär das Bild des Weibchens, welches zu Hause in der Höhle die Brut bewacht und den Nukleus der Gesellschaft unter ihrer strengen Obacht behält. Der Mann geht hinaus in die Welt und kümmert sich um den Makrokosmus, den Staat, der in der Krise in Gefahr sei.
Um Konservative Werte auch nachhaltig in den Köpfen zu bewahren, sollte die Kommunikation möglichst direkt und unverzweigt sein. Lästige Diskussionen und Gegenstandpunkte stören, wenn man ein sehr spezifisches Weltbild in den Köpfen verankert sehen möchte. Auch ist es wichtig für Recht und Ordnung zu sorgen, damit in der Krise die Welt und die Nation nicht aus den Fugen gerät. Daher sind Mittel wie Zensur und Überwachung für die neue Konservative wie schon längst bekannt das heiß geliebte Steckenpferd. Denn nur wer kontrolliert, behält die Oberhand. Also geht die Lady zu Hause ihrer Aufgabe als Kinderbewaherin nach und fordert Kontrollmaßnahmen zum Schutze der Brut. Der Gentleman hingegen geht einer militärischen Aufgabe nach, die den Schutz vor Terroristen beinhaltet. Ableiten kann man hier die Zensur und die Überwachung zum Schutze der Bevölkerung vor Terroranschlägen aus dem Morgenland, die zwar das Innenministerium federführend mit den obersten Polizeiinstantzen leitet, jedoch ist die Verteidigung Deutschlands am Hindukusch hier für meine Sicht hiermit natürlich vermengt.
Die dritte Komponente erfüllt dann der alte Mann. Dieser, der Senex (von diesem lateinischen Wort leitet sich auch das genauso lateinische Wort Senator ab) weiß am besten um das Wohl der Bevölkerung und kann diese auch vor drohenden Gefahren warnen, Handlungsempfehlungen geben und besitzt seit Urzeiten eine gewissen Weisungsbefugnis über das Leben und Handeln jüngerer Menschen. So das klassische Rollenbild. Dieser Senex kommt zum in heutiger Zeit Beispiel im Gewande des Sarrazin daher. Er möchte die Gesamtheit der deutschen Population vor einer Überfremdung vor allem von Seiten des Morgenlandes bewahren. Der Islam und Menschen aus der Region seiner dominanten Verbreitung werden als minderwertig, nicht anpassungswillig und gar fragwürdig hingestellt.
Zusammenfassend haben wir hier eine konservative Parade an Rollenbildern und ihre aktive Ausführung zur Durchsetzung ihrer Ziele und Zukunftswünsche. An diesen von mir archetypisch dargestellten Bildern kann man auch erkennen, wo die Stärken und Fehler dieser unsterblichen Gemeinplätze der Politik liegen. Vor allem die Fehler sind in der sehr hölzernen aktuellen Ausführung zu erkennen. Man hat den Eindruck man schaut einem Kasperletheater zu, welches irgendwie von Geschehnissen hinter dem Vorhang ablenken soll. Doch hat der aufgeklärte Bürger mit Netzzugang längst eine genaue Ahnung, was dort geschieht. Jedoch wird das Puppenspiel fortgesetzt. In Hoffnung darauf, dass der Zugang zum Herrschaftswissen bald versiegen werde und der Mensch wieder vor dem Vorhang Platz nimmt und das Schauspiel wieder so wahrnimmt, wie die Regie es sich wünscht.