Dienstag, 28. September 2010

The Best of Both Worlds

Es erregen sich derzeit die Gemüter, dass bei einer netzpolitischen Veranstaltung einer grünlichen Stiftung, die Damen im Referentenlistlein fehlen. Auf Twitter werden Köpfe eingeschlagen, es wird hochinteressant diskutiert und vielleicht auch die eine oder andere Glühbirne aufgehen die Kriegsbeile begraben kann.

Dies bleibt zu hoffen. Meine Meinung zu der Situation in der Netzpolitik fasse ich mal vorerst zusammen: Nüchtern betrachtet gibt es eine Menge Frauen, Ausländer oder was auch immer, die sich mehr einbringen könnten, dies aber nicht tun. Ich denke es liegt der Fall von Bahnen vor, in denen Menschen sich vorfinden: Lebenswege, Weltanschauungen und auch persönliche Vorlieben die vielen Leuten die Netzpolitik nicht sehr spannend erschienen lassen. Meine Schwester etwa, ein sehr aufgeweckter und umtriebiger Mensch mit einer hervorragenden beruflichen Karriere ist alles andere als ein geschlechtsgefangenes Weibchen. Netzpolitik interessiert die Gute allerdings nur am Rande. Zu meinem Leidwesen. Ich vermute da sind einige Ladies denen das so geht, und auch einigen Gentlemen. Da aber nun mal die ganze Netzwelt eher von XY-Menschen bevölkert wird, spiegelt sich dies auch in solchen Veranstaltungen wieder mit ihrem Redneraufgebot. Ich möchte gern mal meiner Schwester oder so manchen Freundinnen in den sehr emanzipierten und sehr genderneutralen Arsch treten und sie in die Netzwelt befördern. Doch geht es nicht. Für die ist Netzpolitik so spannend wie eine Amtsstube zur Geisterstunde. Ich denke man sollte das Thema an sich spannender in der Öffentlichkeit präsentieren, und es werden sicher heterogenere Menschengefüge in der Netzpolitik entstehen. Die Zukunft wird es uns danken!

Dann hätten wir das mal erläutert. Da Zweite hier ist eine Reflektion über mich selbst und warum ich denn so vehement gegen übermäßige Unterscheidung zwischen Menschen per se bin und warum mir so manchmal bei Genderdebatten (und auch z.B. Ausländerdebatten) der Kragen platzt und zum Troll mutiere:

Mein Äußeres, mein Körper ist weiblich. Das ist auch in Ordnung. Ich bin mit meinem biologischen Dasein zufrieden. Mein Innenleben allerdings spiegelt nicht das kurvige Wesen an der Oberfläche zu 100 % wieder. Ich hatte das Glück sehr geschlechtsneutral erzogen worden zu sein. Dies hat es wohl ermöglicht, dass ich seit meiner Kindheit nebst meinem weiblichen Ich auch ein männliches Ich besitze. Vor der Pubertät war es dann auch noch sehr einfach die Fassade nach Gutdünken zur Irritation der Menschen die mich nicht gut kannten, zu wechseln. Nach und nach lernte ich über die Diskrepanzen die Menschen sich bezüglich der Geschlechter im Laufe der Geschichte aufgebaut hatten. Meine Eltern haben mir diese Begebenheiten und Zustände aus einer Position erläutert, die der Vogelperspektive gleicht: "Schau mal, da sind Menschen die sich ob ihrer körperlichen Eigenschaften diskriminieren. Sei es aufgrund der Hautfarbe oder ihres Geschlechts. Jegliche Diskriminierung ist irrsinnig und führt zu Problemen." So ungefähr lautete die Botschaft. Die Quintessenz ist, dass wenn nicht viele Menschen zusammen, blind gegenüber ihren Unterschieden, an einem Strang ziehen um etwas zu erreichen, dann tragen sie den Konflikt den sie vorerst gegen einen externen Widersacher austragen sollten durch die Unterscheidungen in ihre eigenen Kreise.

Ich bin mir jetzt bewusst, wie viel Glück ich mit diesem Elternhaus hatte. Nicht jeder Mensch wird so erzogen. Und genau da gilt es eine Änderung herbeizuführen, die eine Generationenaufgabe darstellt. Ich sehe meine Eltern hier als exemplarisches Beispiel einer Erziehungmethode die sehr, sehr fortgeschritten ist. In meinen Augen zumindest. Natürlich ist kein Weg ein Königsweg, aber davon lernen kann man sicherlich. Es ist wichtig jungen Menschen diese Geschlechtsneutralität vorzuleben.

Nun sehe ich diese Eigenschaften bei einigen Jugendlichen die mir immer wieder begegnen: Junge Männer haben kein Problem damit auch weibliche Seiten offen auszuleben und Mädels können ganz selbstverständlich mal den inneren Lausbuben zeigen. Ich denke da nur mal an die CSD-Paraden des Sommers. Männliche Piraten und Jupis in femininer Kleidung vor den Kameras posierend (Nein, nicht alle waren Teil der einschlägigen CSD-Zielgruppe!), dazu randalierende Mädels mit Bierflaschen. Ich grinse immer noch bei dem Gedanken daran. Geschlechterfassaden eigenen sich irrssinnig gut zur Partybelustigung.

Und jetzt mal wieder zur Netzpolitik: Wenn wir eine geschlechtsneutrale Haltung stur wie ein Mathematiker als gegeben in den Raum stellen, dann könnte es einfach auch sein das viele Menschen sich ganz einfach (noch) nicht für diese Themen interessieren. Denk- und Erziehungfehler von früher sind es vielleicht, die den immer noch vorhandenen XY-Überschuss in der Computerwelt und damit auch in der Netzpolitik zu verantworten haben. Meiner bescheidenen Meinung nach wird über bereits begangene Fehler lamentiert, die unsere kleine, bildungsbürgerliche Welt bereits relativ gut überwunden hat. Nun liegt es daran, diesen Fortschritt massiv nach außen zu tragen und die Entwicklung zu einer Gendervielfalt im Individuum selbst zu fördern. Dann können wir in 100 Jahren unsere Urenkel mal schauen lassen wie es um die Netzpolitik der Zukunft bestellt ist. Diese lamentieren dann eventuell, dass zu wenig Menschen sich hierfür interessieren und man nur mit Ach und Krach die Freiheiten die wir heute genießen hoffentlich bewahrt hat.

Deshalb finde ich es fragwürdig von "frauenfrei" zu reden, denn diese Redensart fördert das Denken in Unterschieden in unseren eigenen Reihen. Wenn eine Dame sich zur Netzpolitik engagieren möchte, so ist es meine Erfahrung, dann wird diese auch gehört. Denn dann wird sie zur Person die sich für die Freiheit des Internets einsetzt und daher eine positive Erscheinung abgibt. Von diesen Personen brauchen wir noch sehr, sehr viele.

Mittwoch, 22. September 2010

Eine wichtige Botschaft

Reflektion zu Flammen und Puscheln mit Zähnen

Dass die Piraten in ihren Kommunikationskanälen, wie diversen Mailinglisten etwa, nicht gerade die feinsten Töne anschlagen, das ist längst bekannt. Dies wird gerne kritisiert, bemängelt und für sehr schlecht bezüglich der Aussenwirkung befunden. Im Prinzip ist das auch gut und richtig.

Allerdings mache ich mir über Diskussionskulturen im weiteren Sinne Gedanken: Sehr oft gibt es Diskurse, Streitfälle und Zwischenfälle in diversen Umgebungen und Settings die von außen betrachtet gar nicht so schlimm aussehen wie sie in ihrem innern sind. Da wird vorne rum freundlich getan, Kompromissbereitschaft gezeigt, während Floskeln statt (er)klärender Worte ausgetauscht werden. Manchmal bringt das was und aus Floskeln werden veritable Aussagen aus einer gemeinsamen Überzeugung heraus. Doch meist werden Gefechte hinten rum ausgetragen, man muss angestrengt zwischen viele Zeilen lesen wie bei einem Arbeitszeugnis um des Pudels kern überhaupt erkennen zu können. Man muss ja die Höflichkeit bewahren. Wir sind doch keine Rabauken!

Dies finde ich ganz persönlich nicht gerade effizient. Es ist mir schlicht zu anstrengend hinter einer höflichen Fassade die Reisszähne zu deuten und mich dementsprechend wie ein Wolf im Schafspelz aufzuführen: Flauschig aber mit vielen Zähnen hinter den Puschlen.

Flamewars hingegen empfinde ich als meistens sehr ehrlich und direkt. Da werden zwar so manche Füße zertreten, jedoch weiss jeder gleich woran er ist. Die Fakten liegen auf dem Tisch und bei so manchem scheinbaren Troll habe ich dann durch eine klärende Diskussion nach dem erlöschen des Flammenwerfers dann auch zu einem konstruktiven Punkt gefunden. Beiderseitig versteht sich. Schließlich hat der vermeindliche Troll mich wohl auch an einem gewissen Punkt als einen Selbigen wahrgenommen. Na und? Everybody's Darling sein zu wollen führt meist in die Belanglosigkeit oder ins Verderben.

Ich denke das es wichtig ist, diese sehr offene und lebendige Streitkultur näher zu betrachten, anstatt sie zu kritisieren. Sie existiert ja ohnehin weiter. Es wäre vielmehr spannend diese vielmehr weiter zu kultivieren und ein wachsendes Augenmerk auf Rhetorik und Wortkunst zu setzen, soweit dies denn passt. Denn schimpfen kann man wunderbar im großen Stil. Der alte Onkel Cicero etwa, ist nicht umsonst immernoch Lehrstoff an den Schulen und Unis. Dieser alte, römische Flamer zündelte lieber höchst stilvoll mit Worten im Senat herum als wie es Nero angedichtet wird, die ganze Stadt anzufackeln. Cato der Ältere hatte sogar eine sehr römisch-trollige Verbalsignatur bei seinen Reden: "Ceterum censeo Carthaginem esse delendam".

Daher möchte ich hiermit eine Lanze für das Flamen mit Stil brechen und jetzt gleich die Aktive abonnieren. Vielleicht ist ja noch immer was los dort. Echt jetzt, Quirites!

Denn wenn man weiter darüber nachdenkt, bringt Stil und Rhetorik in einem Flamewar dann Niveau in die Geschichte. Dan hirnt man, anstatt unreflektiert in die Tastatur zu kotzen. (Die Botschaft kann gut und richtig sein, das geschulte Flamewarauge erkennt dies auch, doch ist nicht jeder ein Kenner dieser Debattierkultur.) Doch mit einem guten Wortschatz und intelligenten Argumenten die gerne auch derbe sein können, macht man jedenfalls einen besseren Eindruck auf Außenstehende.

Achja, ich möchte hierbei auch noch betonen, dass es auf dem Mailinglisten durchaus schon so einige wortgewaltige Piraten gibt, die sicher nur darauf warten noch zu weiteren Höhen der getippten Verbalschlachten zu eilen. Schließlich bringt das Themen voran und ist zudem sportlich.


Das waren meine zwei sehr subjektiven Cent zu diesem Thema.

Sonntag, 19. September 2010

Konservative Barbies: Jetzt auch in Deutschland

Spätestens seit Sarah Palin ist das Phänomen der Moralbarbie außerhalb der US-Spähren bekannter geworden: Das Prinzip ist einfach. Eine recht gut aussehende Dame aus der rechten Ecke, gestylt wie eine Barbie oder etwas zugeknöpfte Pinupdiva, schmeißt sich für konservatives Gedankengut ins Rampenlicht.

Die Wirkung einer solchen Barbie ist natürlich in den USA zum Beispiel, sehr profund. Da steht eine Frau, top gestylt und auch etwas sexy auf dem Podest und gibt reaktionäre Botschaften von sich. Sex sells the rechte Botschaft. Vor allem in der Politik eines Landes in der die Oberfläche mehr zählt als das Innenleben. Wer gut aussieht, muss wohl recht haben. Dies ist die traurige Realität. Das dieses Prinzip natürlich instrumentalisiert wird, daran braucht man gar nicht erst zu zweifeln.

Da sich Deutschland auch immer mehr in diese Richtung orientiert und langsam US-Verhältnisse dem Alltag entsprechen, mussten wir nicht lange auf eine solche, blonde, manikürte Erscheinung warten: Die Gattin unseres werten Verteidigungsministern füllt vorzüglich diesen Posten aus. Sie ist adelig, sehr blond, sehr modisch und setzt sich für die lieben Kinder ein. So wie es sich gehört. Ihre Schirmherrschaft für den deutschen Zweig von "Innocence in Danger" sticht vor allem den Menschen ins Auge, die sich für die Netzpolitik interessieren. Hinter der schönen, blonden Fassade der kinderlieben Dame verbirgt sich ein Instrument der Verharmlosung und Rechtfertigung für Netzsperren. Was Zensursula ob ihrer doch herberen Art nicht durchzusetzen vermochte, versucht nun die jüngere, hübschere Konservative abseits des direkten politischen Parketts zu bewerkstelligen. Als Gattin eines Ministers ist dies sehr schön mit der Arbeit des Ehemannes zu verbinden. Die Aufmerksamkeit ist per se schon da, denn als Teil eines Glamourpaars kann man natürlich schnell im Rampenlicht mal ein paar Engagements für populäre Anliegen (Kinderschutz) schön in der Presse verbreiten. Geschluckt wird es. Gerne. Nur das kleine gallische Dorf namens Netzgemeinde hat das Spiel durchschaut und versucht die schöne Fassade von der Absicht zu trennen, denn Kinderschutz ist auch in diesen Spähren eine Selbstverständlichkeit. Aber dann richtig, ohne durch Sprerrlisten ganze Telefonbücher für Fans des abartigen Content zu generieren und Bürger in ihrer Informationsfreiheit zu beschneiden. Doch ist die nachhaltige, korrekte Lösung nicht immer die beliebteste für gewisse Gruppen.

Das Prinzip "Löschen statt sperren" ist dennoch dank vieler harter Bemühungen relativ weit gekommen, Seiten mit dokumentiertem Kindesmissbrauch konnten erfolgreich in den letzten Monaten gelöscht werden.

Doch reicht dies anscheinend nicht. Kenner wissen Bescheid, dass die Contentindustrie etwa, die ganze Kinderpornodebatte sehr erquicklich finden, denn Netzsprerren welche für einen so moralisch hochwertigen Grund errichtet werden, können dann folglich auch für ihre Zwecke sehr schön von Nutzen sein.

Daher sind Moralbarbies unerlässlich. Ihr blondes, Hoffnung implizierendes Äußeres, hilft einfach ungemein um in der Regenbogenpresse etwa, unbedarfte Menschen für ihre Zwecke zu gewinnen. Wer so hübsch ist, so engagiert sich für die Kinder einsetzt und auch noch adelig ist, der kann doch nur gut sein.



Vielleicht brauchen wir einfach eine Horde Piratenbarbies? Blonde Damen, die für Bürgerrechte, eine Nachhaltige Netzpoltik und sämtliche anderen piratigen Ziele ihre gestylten Gesichter in die Kamera halten und mundgerecht zerteilte Botschaften unter das Volk bringt. Interessant wäre das allemal.

Montag, 13. September 2010

Sexualisierung? Nix neues - heute nur unreflektierter.

Die Ehefrau unseres Verteidigungsministers, diese die sich letztes Jahr in der Stoppschild-Diskussion nicht mit Ruhm bekleckert hat, stößt gegen die Sexualisierung der Popkultur vor. Manche ihrer Aussagen ergeben hier durchaus Sinn, denn Teile der Popkultur sind in der Tat sehr verroht was die kulturelle Auseinandersetzung mit Sex und Erotik und auch Beziehungen angeht. Wenn Rapper mal wieder Menschen mit XX-Chromosom mit rüden Worten beschimpfen, wird es durch die Routiniertheit dieser Motive langsam langweilig für den betagten Zuhörer jenseits der 30. Gab es doch nicht schon früher in der gitarrenbetonten Musik, dem Punk und dem Metal, solche Anwandlungen. Schließlich ist die Riot Grrrl Bewegung Anfang der 90er Jahre ein Produkt dieser Welle des Sexismus in der Musik. Doch Riot-Rapperinnen sind in der Mainstreamkultur wenig sichtbar. Gibt es zwar eine Missy Elliot oder auch die Balkan-Rapperin Miss Platnum, die Weiblichkeit im beliebten Hip-Hop etwas differenzierter darstellen, aber mehr leider nicht. Eine Lady Bitch Ray ist hier vielleicht noch anzuführen, allerdings ist diese mehr ein Clown mit Brüsten als eine erstzunehmende Dame mit Gegengift zum tumben, unaufgeklärten Sexismus der üblichen Rappergestalten. Schade auch. Natürlich möchte ich hier nicht die wohl im Untergrund aktiven Damen mit Wortwitz nicht verschweigen, doch werden diese wohl eher von Kennern wahrgenommen, als vom Mainstream.

Dort gibt es Rampenlicht für Damen wie Lady Gaga, Beyonce und Konsorten. Damen, die allesamt sich gerne sexy, kontrovers und körperbetont im Video und auf der Bühne zeigen. Doch neu ist diese Sexualisierung sicher nicht. In den 80ern regte schon Madonna mit sexy Outfits etwa auf, eine Tina Turner stellte durchaus eine erotische Gesangsgöttin mit Stil und Power dar und Doro Pesch heizte der Langhaarfraktion als sexy Lederlady vor allem optisch ein. Sexualität hatte in der Popkultur schon immer seinen festen Platz. Was ist denn mit Josephine Baker oder den Can-Can-Damen des Moulin Rouge?

Der Unterschied zu früheren Zeiten und der Brisanz der heutigen Lage bezüglich Jugendlicher ist wohl die Verfügbarkeit solcher Inhalte in Ton und Bild. Das Internet macht es nun einmal einfacher für Jugendliche sich "verbotene Inhalte" anzuschaffen und zu konsumieren. Doch dieser Drang nach verbotenem Kulturmaterial ist wohl auch nicht gerade brandneu. Jugendliche besorgten sich immer gerne verbotene Horrorfilme, indizierte Punkalben oder fiese Metalscheiben zu der jeweiligen Zeit. Doch dank Internet muss man nicht mehr auf ein ausgeklügeltes Netzwerk im realen Leben zurückgreifen sondern lediglich einschlägige Seiten ansteuern.

Die Entsetzenschreie der Obrigkeit von heute haben natürlich nicht nur den Jugendschutz per se im Sinn, sondern auch die Reglementierung der Medienlandschaft an sich. Wo es früher mehr um Indizierung auf Sperrlisten ging, die Verkäufe unter den Ladentisch verbannten, sind Instrumente wie der höchst unsinnige Jugendmedienschutz Staatsvertrag zu verteidigen. Sorgenvolle Eltern finden durch solche Argumentationsketten wie zum Beispiel von der Blonden Lady an Herrn Verteidigungsministers Seite, Bestätigung und Beruhigung. Wenn man das Netz dann schön mit Sendezeiten belegen kann, dann sind die Kleinen auch nicht mehr in der Lage sich immer und überall böse Inhalte anzueignen. Schließlich ist die gesunde Entwicklung des eigenen Kindes ein sehr wichtliges Anliegen für alle Eltern.

Jedoch sieht es hinter dieser Fassade der Kinder- und Jugendsicherheit etwas chaotisch und planlos aus. Das Internet ist global, Sendezeiten bringen nichts aufgrund der verschiedenen Zeitzonen auf dieser unseren Welt und mit Fernsehen und Radio hat das Netz nur die Möglichkeit des Medienkonsums gemeinsam. Die Natur dieses Lebensbereiches ist gänzlich anders beschaffen: Vernetzt, versetzt und organisch. Die Kommunikationskanäle sind nicht nur pyramidenartig angeordnet, sondern bilden eher ein riesengroßes, weltumspannendes Spinnennetz. Dort ist es nun einmal nicht möglich Kontrollen zu installieren um lokalen Bedürfnissen gerecht zu werden, ohne der Natur des Netzwerkes zuwider zu handeln. Sämtliche Schikanen, unsinnige Maßnahmen und Reglementierungen sollen hier erst gar nicht erwähnt werden.

Vielmehr sollte das Problem des eher dümmer werdenden sexuellen Popdiskurses hinterfragt und diskutiert werden. Weise Menschen wissen, dass Popkultur in Wellen funktioniert. Seien diese stärker oder schwächer in ihrer jeweiligen Ausprägung. Die jetzige Generation mag zwar noch von Hinterteilen und Brüsten von Damen dominiert sein, doch wird es eine Übersättigung geben. Nachwachsende Teenager werden sicherlich, auch ohne religiösen oder moralisierenden Überbau als Hilfestellung, diese Sexsalven als albern und übertrieben wahrnehmen. Die Darstellungen werden raffinierter, intelligenter und gleichzeitig reizvoller werden. Meine Generation wird dessen dankbar sein. Denn Sex ist auch für Jugendliche ein wichtiger Punkt der Auseinandersetzung mit dem Leben an sich. Vielmehr sollte dieser Diskurs zur Sexualität gefördert werden. Mit offenen Augen. Denn wo keine Tabus bestehen können weniger Exzesse stattfinden.

Die Sprengkraft des etwaigen Exzesses wäre nicht vorhanden und daher eine Sinnlosigkeit gegeben; bar jeder Faszination. Auch dann wird es möglich werden ohne Angst vor Bloßstellung oder ähnlichen Repressionen vor der Gesellschaft zu leben. Wo Sex so normal ist wie das Kaffekochen, wird keiner durch Abbildung in einer "riskanten Situation" erpressbar. Daher hat die starke Sexualisierung auch seinen Nutzen. Lediglich die Ausrichtung und Wahrnehmung hinterher sollten überdacht und geändert werden. Darin liegt dann auch die Lösung für das Problem mit den übersexualisierten Jugendlichen. Kids, die zwar Sex probieren, aber ohne dem Beigeschmack von gleichzeitiger Abwertung durch diese Handlungen, freier in ihrer Entfaltung und besser gerüstet für ein ausgeglichenes Sexualleben. Sexismus, Rassismus und Homophobie haben dann nichts mehr zu suchen und sind vielmehr eine Randnotiz aus früheren Zeiten in den Köpfen geistig gesunder Menschen.