Montag, 23. November 2009

Magere Abrechnung

Ich habe mal wieder den selten Griff ins Zeitschriftenregal getan. Aufgrund des angepriesenen Themas Magermodels, habe ich mir mal die neueste Ausgabe des Neon gekauft und durchgelesen. Der recht mager daher kommende Einseiter von Patrick Bauer enttäuschte mich zutiefst. Das Thema Magermodels wird in diesem Stück zu einem Scheinproblem a la Killerspiele degradiert. Dabei hat gerade dieses Korsett im Kopf vieler Menschen, ja es sind nicht nur Frauen von dem Schönheits- und Magerwahn betroffen, ein viel tiefgreifenderes Thema als einfach bloße Oberfläche. Während Actionspiele ein einfaches Hobby sind, gibt es im Internet sehr besorgniserregende Communities in denen um die Wette abgemagert wird. Das ist Selbstmord auf Raten, ausgelöst durch gefährliche Idealkörper in den Medien.

In Madrid ist ein lebender Mensch auf dem Laufsteg tot umgefallen, die Folgen des gefährlichen Schönheitswahns in der Modeindustrie. Da redet Herr Bauer von Vernunft die Frauen sich aneignen sollten und von der Bewahrung fragwürdiger Illusionen und Traumwelten. Hier hat Herr Bauer tief in die Latrine gegriffen. Er fällt auf die von ihm selbst angekreidete Falle der Scheinproblematik herein, appelliert an die Vernunft. Dies kann man für Menschen außerhalb der Modewelt gerne tun. Allerdings gibt es echte junge Menschen die ihren Lebensunterhalt als Model verdienen und von ihren Auftraggebern magere Körper abverlangt bekommen, wie von Uni-Absolventen gute Noten. Hier geht es um knallharte Arbeitsbedingungen in einer Branche, die ihren Konsumenten Produkte verkaufen möchte. Es ist ein knallhart kalkulierter Wirtschaftszweig von dem wir hier reden, und keine Generierung künstlicher Welten. Wenn Herr Bauer so was haben möchte, dann begebe er sich in die Spähren von World of Warcraft oder Second Life. Die dort ansässigen Pixelwesen haben nichts mit der Realität zu tun und schaden auch keiner Menschenseele.

Dieser Text ist unüberlegt und hätte meiner bescheidenen Meinung nach nicht in dieser Form an die Leserschaft herausgegeben werden dürfen. Wer sich mit dem menschlichen Aspekt von Shows wie etwas Germany's Next Top Model auseinandersetzt, der wird verstehen was ich hier meine. Diese Sendung präsentiert uns die Unmenschlichkeit eines Wirtschaftszweiges der mit angeblichen Illusionen ihre beträchtlichen Umsätze macht. Menschen werden dazu gedrillt, sich in Phantasiegeschöpfe zu verwandeln, die ihrer Anatomie in der Regel nicht entsprechen. Das ist peverser als jeder dämliche Pornorapsong. Wenigstens sind die leicht bekleideten Damen in den Musikvideos für diese Liedchen etwas beleibter. Für Frau Klum, die selbst mit ihrem Speck kämpft und sich von Fitness-Nazi Kirsch wieder in Form bringen lässt, wären diese Actricen sicherlich zu beleibt.

Da denke ich lieber an schöne Traumfrauen wie die 2003 verstorbene Suzy Parker. Ein Model von Format. Sie arbeitete vor allem für Chanel, dessen aktueller Chefdesigner für mich der Herr der lebenden Skelette ist, spielte in illustren Hollywoodfilmen mit und hatte eine bombastisch gesunde und auch attraktive Figur. Solche Models möchte ich wieder auf den Titelseiten sehen, da ist ein wenig Photoshopping nicht sehr schädlich. Jeder weiß, das dies gemacht wird und man erkennt mit einem wachsamen Auge immer ob der digital bearbeitete Mensch nun ein Fall für die Welthungerhilfe sein sollte oder nicht. Daher ist die von Bauer bekrittelte Maßnahme der Zeitschrift Brigitte sehr zu begrüßen. Denn auch deren sehr berühmte und gute Diät ist mit Nichten für Magermodelaspiranten gedacht.

Meine Traumwelten sind FSM sei Dank sehr gesund: Ausgewogene Kost mit vielen Törtchen, die mich sicherlich nicht in eine piratige Rumkugel verwandeln.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen