Montag, 26. Oktober 2009

Weiberey Reloaded

Als ich heute von einem schönen Lunch mit einem netten Kumpel nach Hause kam, erwartete mich ein Emma-Heft im Briefkasten. Ja, meine gutmeinende Frau Mama hat mir dieses Abo einmal zu Weihnachten geschenkt. Beim Durchsehen stockte mir der Atem. Die Piratenpartei hatte es tatsächlich geschafft, von den Damen der Redaktion zum berühmt-berüchtigten "Pascha des Monats" gekürt zu werden. Aufgrund der reinen Geschlechterstatistik wird die Piratenpartei hier pauschal als junger Männerbund abgetan, der den alten Herren einen reinwürgen möchten. Hier gibt es den ganzen Text zu lesen, der mir erhebliche Kopfschmerzen bereitet hat:

Angeblich sind es 97 % Männer in der Piratenpartei. Auf welche Statistik stützen die Ladies sich? Von einer Quelle ist in dieser Glosse nichts zu finden.

Ein namentlich unbekannter Piratenwähler wird bemüht:
Das Gute an den Piraten ist, dass sie sich öffentlichen Druck verweigern, wenn es ihren Grundsätzen widerspricht.
Das Fazit der Emma-Frauen zum Zitat und der angeblichen Piratenkonstellation:

Alles klar. Gab es solche Männerbünde nicht schon einmal?

Dieser Text verführt zum Weinen und zum Lachen. Hier wird bar jeder Reflektion, aufgrund von dahergeschleiften Statistiken ohne Beleg daherpolemisiert, ohne eine wirkliche Grundlage zu haben. Keine wirkliche Hinterfragung findet statt. Scharfzüngig, jedoch ohne Maul und Zähne dahinter. Haben die Tanten Emmas in ihrem Kölner Laden nicht einmal darüber nachgedacht, die demographischen Verhältnisse der Nerdwelt zu hinterfragen? Laufend sieht man in diesem Blatt Berichte über Förderungen von Frauen in vor allem technischen (Männer)Berufen. Warum? Weil es zu wenige Frauen dort gibt. Ergo, gibt es auch weniger Weiblein in den Riegen einer Partei, die vor allem bisher aus der technischen Welt stammt. Der Trugschluß, es handele sich um eine Testosteronfestung, ist an dieser Stelle einfach schwach.


Genauso wird von Seiten der Emma in meinen Augen zum Thema Computerspiele, vor allem in Anbetracht des Amoklaufs von Winnenden, die Gamerszene per se als "männlich" dargestellt. Die Horden von weiblichen Zockern wird dabei, ist das nicht auch Diskriminierung (??!!), übersehen. Es ist bequemer die ganze Problematik in Männerschuhe zu schieben.

Genauso ärgert es mich maßlos, dass die Motivation des Amokläufers Tim K. so polemsch dargestellt wird. Der Pudels Kern ist, dass viele Junge Männer einen Hass auf Frauen haben. Allerdings nicht weil Mädchen/Frauen von ihnen per se als schlechtere Menschen angesehen werden oder gar minderwertig. Nein, der Hass rührt wohl vor allem daher, dass sie sich von Frauen in der frühjugendlichen Paarungszeit nicht beachtet fühlen. Wer nicht beachtet wird, entwickelt Wut. Genauso entwickeln nicht selten junge Frauen im Teenageralter auch einmal Hass auf Jungs, weil sie sich von ihnen verschmäht und schlecht behandelt fühlen. Diese Tatsache ist auf die Geschlechterdifferenzieung zurückzuführen. Wer schon damit aufwächst, dass Männlein "so" ist und Weiblein "derart" sei, der läuft nun einmal Gefahr, einen an der Klatsche zu haben.

Wenn Differnzierung im rassistischen Kontext geschieht, dann ist jeder gleich alarmiert. Aber wenn es um geschlechtliche Dinge geht, dann sind Feministen und Chauvis auf einer Linie. Die Trennung ist ihr wichtigstes Arsenal, denn ohne diese würden sie ihre Existenzberechtigung verlieren. Mario Barth, wie Alice Schwarzer.

Der Pascha des Monats Artikel ist streng genommen, sogar Frauenfeindlich. Denn es wird kein Wort über die vermeindlichen 3 % Franenanteil in der Piratenpartei  gesagt. Da fühle ich mich als Pirat mit XX-Chromosomen diskriminiert, liebe Emma. Dies qualifiziert euch dazu, mein Pascha des Monats zu sein.

Herzlichen Dank und eine schöne Woche!

Samstag, 17. Oktober 2009

Die Welt in 100 Jahren - ein Gedankenexperiment

Ich komme nicht umhin mich in spekulativen Gedanken bezüglich der Zukunft zu wälzen. Gerade in einer solch eine Zeitenwende die wir durchleben, wird man automatisch sehr neugierig auf zukünftige Begebenheiten die durch das Jetzt bereits vorgeformt werden.

Die digitale Bewegung wächst von einem unsichtbaren Pulk von Netzbewohnern, zu den Verfechtern einer neuen Aufklärung heran. Das Leben im Netz öffnet die Augen für die Welt. Man lernt im Netz die Dinge etwas anders zu betrachten, als man es noch früher in der Offlinezeit seines Lebens getan hat. Verhaltensweisen und auch Gepflogenheiten ändern sich und Phänomene wie der Digital Gap (Generationenkonflikt ist hier nicht ganz passend) kommen auf.


Aber wie wird sich das Verhältnis in Zukunft ändern? Haben wir eine große Vernetzung der Gesamtbevölkerung vor uns, oder wird die Mentalität jedes Einzelnen darüber entscheiden wie vernetzt man sein möchte. Das ist ja eigentlich heute schon so. Ich habe Freunde, jünger als meine Wenigkeit, die das Internet nur für wenige Dinge wie Email oder Ebay verwenden und sonst ihren Lebensmittelpunkt ausserhalb der digitalen Sphären leben. Könnte es in Zukunft so sein, dass wir Netzbürger uns in eine eigene Kaste entwickelnt? Vernetzte Cyborgs die entweder die Hoheit über alle Kommunikationssysteme haben um diese vor Eingriffen diverser Staatsgewalten zu bewahren, oder am Rande einer totalitär vernetzten Gesellschaft leben und sich tagtäglich gegen Übergriffe seitens der Überwacher wehren müssen?

Szenarien die man aus William Gibson Romanen kennt, kommen einem in den Sinn. Andererseits könnte man sich durch den Aufstieg der egalitären Netzwelt auch eine Star Trek Economy mit bedingungslosem Grundeinkommen vorstellen.Was auch immer kommen mag, die Spekulation an sich macht mir gewaltig Freude.

Meine erste Vorstellung ist die einer Kaste von vernetzten Menschen, eigentlich Cyborgs mit Gehirninterfaces, die eben nach den Wirren eines weltweiten Bürgerkrieges gegen totalitäre Regime die Hoheit über jegliche Telekommunikation zugesprochen bekommen hat. Diese Kommunikationskaste ist abgeschottet von der Welt, lebt wie eine Art digitaler Klerus in eigenen Bereichen. Die Personen in dieser Kaste tragen keine bürgerlichen Namen, sondern führen unter sich selbst gewählte Namen die für Aussenstehnede durchaus sehr seltsam anmuten könnten. Für die Gesellschaft ausserhalb ihrer Welt haben sie keine Namen. Dies dient ihrem Schutz und auch der Abgrenzung. Da die Sturkturen trotz gesellschaftlicher Abgrenzung offen sind, kann man als Aussenstehender nach Prüfung seiner Absichten, ähnlich eines Eintritts ins Kloster, Teil dieser Kaste werden. Der Nachwuchs dieser Priester der Telekommunikation wird über die natürliche Fortpflanzung, oder eben auch durch Eintritte Aussenstehender gesichert. Mitglieder dieser Gruppe bewegen sich mit Gesichtsschutz in der Aussenwelt, ihre Augen sind von Netzlinsen verdeckt die dem Individuum zur regulären Sicht zusätzlich Informationen zur Umgebung und der internen Kommunikation innerhalb des Kollektivs verschaffen. 

Die Aussernwelt ist gerechter und transparenter gestaltet, als die unsrige. Die Welt ist zusammengerückt, Staaten wie wir sich heute kennen, sind irrelevant. Man spricht lediglich von geographischen Regionen und deren eventuellen sprachlichen Eigenheiten. Der Lebensstandard ist nach dem globalen Bürgerkrieg erst einmal niedrig, jedoch wird nach und nach der Standard durch wirtschaftliche Fortschritte erhöht. Es gibt ein bedingungsloses Grundeinkommen, welches durch eine Verankerung in den Menschenrechten gesichert ist. Die Gesellschaft hat nach den Fehlern der von oben initierten, ungerechten Globalisierung erkannt, dass die unweigerlich eintretende Globalisierung nur durch die Bevölkerungen selbst gelingen kann. Eine der wichtigsten Aufgaben dieser Gesellschaft ist die Religion und Spiritualität nachhaltig als Privatsache zu definieren und von organisierten, geistlichen Bewegungen der Vergangnheit abzusehen. Es findet ein reger Austausch zwischen verschiedenen Menschen auf allen Kontinenten statt, die ihre Lebensauffassungen gemeinsam diskutieren und sich gegenseitig Anreize zur Horizonterweiterungen vermitteln.

Der größte Unterschied zur heutigen Gesellschaft ist die Anpassung der Lebensverhältnisse. Arm und Reich gibt es nicht mehr, jeder Mensch hat die Chance sich nach seiner Facon zu entwickeln und ein Leben lang zu lernen.


Die negative Vorstellung die ich habe, ist in ihren Grundzügen von George Orwell sehr schön bereits beschrieben worden. Es mutet schon prophetisch an, wenn man sich heutzutage 1984 zu Gemüte führt. Es wird wohl nicht eine zentrale, fiktive (?) Figur geben die den Überwachungsstaat personifiziert, jedoch wird der Begriff Sicherheit diese Funktion erfüllen. Das Wort ist von der Bedeutung her, heute bereits im politischen Sinne mit Überwachung, Schutz der Obrigkeit, Prävention und auch Represson der Gesamtbevölkerung zum Schutz vor angeblichem Terror besetzt worden. Dies wird in Zukunft quasi religiös gepredigt werden. Die Zugehörigkeit zu einer Partei wird, ungleich der Orwell'schen Vision, nicht wichtig sein. Es wird Wert auf ein Verhalten gelegt, dass einer vorbestimmten Norm angepasst ist. Die ganzheitliche Überwachung, online wie offline (ich sage hier nur Indect) regelt ohne großen Personaleinsatz von seiten der Sicherhietsbehörden die Bevölkerung in ihrem Verhalten. Arbeit, Freizeit und politisches Leben sind von KI-gesteuerten Geräten durchweg überwacht, Abweichungen von der Norm werden schnell sanktioniert.

Der Untergrund, in den abgelegen Regionen der Welt, lebt in ärmlichen aber technisierten Verhältnissen.

Das wichtigste für diese Menschen, ist das Ideal einer frei kommunizierenden Welt. Man lebt zwischen den täglichen Bemühung gegen Hunger, Kälte und Angriffen der Überwachungsgesellschaft zu überleben, und Bestrebungen das weitgehend selbständig operierende Überwachungssystem zu sabotieren.


In beiden Szenarien habe ich eine Trennung in der Weltbevölkerung eingebaut. Diese ist bewusst gewählt. Der Mensch ist ein Wesen, dass Unterschiede braucht. Es gibt kein Licht ohne Dunkel. Nun liegt es allerdings an der Gesellschaft diese Unterschiede, egal welche sie sein mögen, konstruktiv für sich einzusetzen anstatt diese destruktiv werden zu lassen.





 

Samstag, 10. Oktober 2009

Sicherheitstechnik

Es findet derzeit eine große Umwälzug innerhalb der globalen Gesellschaft statt. Immer mehr Menschen sind von Technik umgeben, kommunizieren im Internet und fühlen sich dort auch zu Hause. Ein neuer Kulturkreis ist hier entstanden, mit dan dazugehörigen Gepflogenheiten, Traditionen und Abgrenzungen zu anderen Kulturen. Die oft bemühten Digital Natives, also Menschen die mit Computertechnik und vor allem dem Internet aufgewachsen sind, gehören zu den Trägern dieser Kultur. Durch die Vernetzung erhält der Einzelne einen viel größeren Einblick in das Geschehen auf der Welt und hat erheblich mehr soziale Kontakte als ein Mensch vor 50 Jahren etwa. Hier entsteht aus dem Inneren heraus ein gegenseitiges Beobachten statt. Man schaut via Webcam was gerade im Heimatort 400 Kilometer entfert auf dem Marktplatz passiert, updated seine Freunde via Twitter über sein eigenes Tun und Befinden, scannt Informationen und Berichterstattung zu aktuellen Ereignissen in der Welt der Politik, Sport und Unterhaltung. Das diese Beobachtungen durch sehen und gesehen werden stattfinden, stellt keiner diese in Frage, da es sonst keine Kommunikation gäbe.

Es herrscht offenbar ein Grundkonsens darüber, dass es sehr wohl wichtig ist, sich gegenseitig auf dem Laufenden zu halten. Allerdings ist zu betonen, dass die Freiwilligkeit in der Art und des Umfangs der herausgegebenen Informationen die Natur dieser Kommunikationskultur definieren. Es ist beispielsweise nicht ungewöhnlich den Kumpel mit dem Usernamen anzusprechen, auch wenn man sich offline trifft, anstatt mit dem bürgerlichen (Vor-)Namen. Denn auch hier möchte man nicht. wie manche behaupten, einfach eine neue Fassade um sich selbst bauen, sondern sich selbst so gut es geht zu definieren. Der Name ist hier ein sehr hervorstechendes Beispiel für angewandte informationelle Sebstbestimmung: diesen erhält man in zwei Teilen von den Eltern. Der Nachname ist geerbt, der Vorname wird von den Erzeugern ausgesucht. Man selbst hat da keinen Einfluß auf diese Auswahl. Kommt man aber in die digitale Welt, so hat man plötzlich die Möglichkeit sich selbst neu zu benennen. Ein Username ist wie die Beinamen in der antiken Römischen Kultur, ein wichtiger Teil der modernen Identität geworden.
Portale wie Facebook verlangen zwar die Angabe des bürgerlichen Namens, jedoch ist es dennoch möglich sie hier immernoch neu zu benennen. Weil man es kann. Warum sollten die Daten die in meinem Pass stehen überall abrufbar sein? Ergooglebar sein? Es steht jedem frei, diese Auswahl zu treffen.

Dies ist die natürliche, technikunterstützte Vernetzung, die es erlaubt sich gegenseitig zu beobachten und auch in einer gewissen Form Kontrolle darüber zu haben welche Beobachtungen man für die eigene Sicherheit zulässt oder nicht. Ich nenne es hier den Memplex der internen, freiwilligen Kontrolle des Menschen, für den Menschen.

Dagegen steht ein von aussen nach innen eingreifendes Sicherheitsbedürfnis von Staaten und der Wirtschaft. Hier möchte man Kontrolle über die ewig fließenden Datenströme ergreifen. Die Pläne der EU, ein übergreifendes Sicherheitskonzept zu realisieren, stellen für mich den Memplex der externen, für den Menschen unfreiwillige Kontrolle vom Staat für (sic!) den Menschen dar. Hier wird mittels der modernen Technik in die Privatspähre des Menschen eingegriffen. Er hat keine Möglichkeit zu bestimmen, welche Informationen diese Sicherheitssysteme abgreifen, oder nicht. Diese Maßnahmen dienen ja schließlich dazu, Kriminalität und Terrorismus zu bekämpfen. Totschlagargumente einer federführenden Gewalt die noch aus der Welt stammen, die diese exponentiell gewachsene Vernetzung der Menschen durch die Technick nicht wirklich verstanden haben.

Es geht darum, ein aus dem Ruder geratenes System wieder unter Kontrolle zu bringen. Man denke hier nur an die Erfindung des Buchdrucks. Hier wurde das Pyramidensystem bereits durchbrochen. Vor der Druckerpresse wurde von oben, einer Pyramide gleich, Information an die breite Masse weitergegeben. Inhalt, Form und Natur waren von einer kleinen Obrigkeit minutiös ausgesucht worden. Plötzlich können Informationen durch Gutenbergs Erfindung rascher und kostengünstiger vervielfältigt werden. Mehr Menschen können am kulturellen Diskurs teilnehmen. Dieser ist nun nicht mehr auf Ministerialien und der Geistlichkeit in den Klöstern beschränkt. Die Einführung des Copyrights im frühen 18 Jahrhundert am englischen Königshof war die barsche Antwort auf diese Entwicklung. Schon vorher gab es sogenannte Privilegien für Bücher, die erworben werden konnten, jedoch hat sich das System der Sicherung des geistigen Eigentums erst durch die Einführung des Copyrights druch Queen Anne in seiner vollen Pracht manifestiert.

Jetzt ist es durch die Technik möglich geworden, Informationen massenhaft zu verbreiten. Raubkopierer von früher hätten bei den heutigen Möglichkeiten feuchte Buchsen bekommen. Aber hier wären wir wieder auf ein Wort gestossen, das von der vermeindlichen Obrigkeit definiert wurde. Nur der der etwas für sich beansprucht, kann von einem Raub sprechen. Doch sind Informationen wirklich Eigentum eines Einzelnen? Es ist vielmehr das Handwerk der Zusammenstellung von Informationen, die eine schlüssige Botschaft enthalten, das als Eigentum bezeichnet werden kann. Die Ausübung dieses Handwerks sollte stets bezahlt werden, das Ergebnis, jedoch ist meiner Meinung nach in den Fluß der Daten entlassen worden und sollte daher zugänglich sein. Ein Bäcker backt schließlich nur einmal ein bestimmtes Brötchen und wird dann auch vom Kunden für genau dieses Brötchen entlohnt. Man bezahlt die Mühe, die sich der Bäcker gemacht hat Mehl und Hefe und Wasser so zu kombinieren, dass da eine schmackhafte Komponente fürs Frühstück daraus entsteht.

Und hier ist wieder ein Knackpunkt, auf den wir nun gestossen sind. Früher waren die Künstler, vor allem Musiker und Autoren von wohlhabenden Gönnern abhängig. Sie konnten froh sein, wenn ein Herrscher oder wohlhabender Mensch sich ihner annahm und diese dann für den edlen Spender im Auftrag seinem künstlerischen Handwerk nachgehen konnte. Daher ist das Output der überlieferten Genies genial und prägend für die Kultur, jedoch stellt sich hier die Frage des Einflußes durch den Mäzen. Wie würde die Musik Mozarts geworden, wäre er nicht von einem Mäzen abhängig gewesen? Heutzutage gibt es viele, kleine Künstler die von ihrem Handwerk zwar nicht alleine leben können, aber dennoch vor Kreativität nur so sprühen. Sie haben kein Vertrag mit großen Plattenfirmen aber verdingen sich durch die Selbstvermarktung im Internet und durch die überzeugende Arbeit die sie leiseten. Hier wird das Publikum zum Mäzen der die runtergeladene Musik des Creative Commons Künstlers durch kauf einer Special-Edition CD oder dem Besuchs eines Konzerts belohnt.

Die Plattenindustrie fürchtet um ihr Dasein und Gorny kann nachts nicht richtig schlafen weil die Strukturen die er kennt un ihn erhalten, am wegsterben sind. Daher wird von Seiten dieser Musikwirtschaft massive Kontrolle der Musik im Internet gefordert. Die Three Strikes Gesetze, DRM (Digital Rights Management) und wie die Maßnahmen noch alle heissen, sind ein verzweifeltes Klammern an ein Wrack das nicht mehr zu retten ist.
Das was Queen Anne zu Anfang des 18. Jahrhunderts zur Kontrolle der Informationen und der Kultur vom Stapel gelasen hatte, ist jetzt im 21. Jahrhundert langsam totgelaufen. Warum? Die viel besser zu kontrollierende Technik des Buchdrucks ist überholt, die digitale Vervielfältigung von Daten ist aufgrund der Natur des Netzes nicht eindämmbar. So sehr sich viele Mogule dies wünschen. Aber, ein Netzwerk findet immer einen Weg eine Sperre zu umgehen. Das ist die nackte Realität, mit der sich die nun herrschende Klasse nun konfrontiert sieht.

Es ist die Technik, die auf widersprüchliche Art und Weise eingesetzt werden kann, um entweder der Kultur und dem Menschen zu dienen, oder nur einer kleinen Gruppe Menschen dient um diese zu kontrollieren. Durch die weiter fortschreitende Vernetzung können wir entweder zu frei verbundenen Cyborgs mit Gehirninterfaces zum Netz werden, oder alle zu marionettenhaften Maschinenmenschen die den Willen einer kleinen Schicht dient. Wenn das Netz weiter seiner Natur entspricht und Barrieren umgeht, dann könnten wir in 200 Jahren fröliche Cyborgs im Internetparadies sein.

Die Gedanken sind frei.

Dienstag, 6. Oktober 2009

Überwachung - jetzt mitmachen und kassieren!

Ich traute meinen Augen nicht, als ich beim nichtsahnenden Surfen auf eine sehr alarmierende Nachricht aus England stiess. Internet Eyes macht es Usern möglich, per CCTV-Kameras Verbrechen zu melden und dafür Punkte zu kassieren. Für erfolgreiches Ausspähen soll es sogar Geld geben. 
 
Zuerst in der Shakespeare'schen Heimatstadt Stratford-upon-Avon, dann expandierend, wird dieses Späherspiel im November gestartet. Die Betreiber hoffen, laut Daily Mail diesen Dienst irgendwann im gesamten Land und dann weltweit anbieten zu können. Ladenbesitzer und andere Inhaber von Kameras im CCTV Netzwerk können sich für 20 Pfund im Monat anmelden. Die kostenlos angemeldeten User melden einen beobachteten Verdacht und drücken aufs Knöpfchen. Diese Meldung geht dann via SMS oder Internet an den Betreiber der Überwachungskamera. Für einen Verdacht gibt es einen Punkt, für ein tatsächlich beobachtetes Verbrechen wandern drei Punkte auf das Konto des Hobbyblockwarts.

Wohin soll das führen? Schon bei der Premiere von Big Brother im deutschen Fernsehen bekam ich flaue Gefühle im Magen. Mir schwante übles. Was als unterhaltsame Deppenshow um die Welt ging, könnte die popkulturelle Vorbereitung auf eine global überwachte Gesellschaft gewesen sein. Schimpfe man mich Träger eines hübschen Alu-Kopfputzes, aber die Fakten liegen für mich klar auf der Hand. Das Spiel mit der spassigen Überwachung wird verschärft. War er zu Hause vorerst lediglich ein Beobachter vor der Glotze, wird der Bürger nun online mit eingebunden und im Kopf auf ein fröhliches Denunziantentum vorbereitet. Kritiker bemängeln nebst dem weiteren Eingreifen in die Privatsphäre auch die Möglichkeiten für Kriminelle sich durch dieses Kamerasystem gezielter an ihre Opfer heranpirschen zu können.

Meiner bescheidenen Meinung nach wird dieses Spielchen vor allem typische Nachbarschafts-Beobachter ansprechen, die nun nicht mehr hinter den Gardinen lauern müssen, um ihre Mitmenschen auszuspionieren. Nun Genügt ein Internetanschluß plus Computer aus, um fröhlich in der Freizeit auf Verbrecherjagd zu gehen. Die Betreiber Internet Eyes haben sogar eine eigene Facebook-Präsenz in der sie sich, frank und frei als neue Möglichkeit im Web Geld zu verdienen, anpreisen.

Mir wird bei diesem Gedanken an solch perfide Spiele übel. Hier wird der menschliche Gaffertrieb schamlos ausgenutzt um uns weiter in ein totalitäres Überwachungssystem hineinzubugsieren. Wenn dann die EU ihr vernetztes Überwachungsprojekt Indect in fünf Jahren ausgeforscht hat, soll der Unterntan schließlich durch Brot und Spiele bestens auf die kommenden Bedingungen vorbereitet sein. Von einem Bürger kann man vielleicht bald nicht mehr sprechen.

Könnte man aus Orwells rasanten Umdrehungen im Grab nicht wenigstens Strom generieren? Man könnte damit klimaschonend die gesamte EU mit Strom versorgen.

Deutschsprachige Infos:
ORF-Blog Futurezone