immer wieder kommt die diskussion über eine suchtgefährdung durch das internet auf. ich möchte hier einmal ernsthafte probleme wie die sucht nach pornographischen inhalten beiseite lassen, da diese probleme zwar durch das große angebot im internet bestärkt werden, aber dennoch nicht das thema dieses beitrags sein sollen.
mir geht es vielmehr, dass diese suchtproblematik, fast würde ich gar polemik sagen, auf das gesamte internet übertragen wird. heutzutage ist es für mehr und mehr menschen eine selbstverständlichkeit im internet zu leben. man pflegt soziale kontakte, liest nachrichten und produziert eigene inhalte auf blogs und verbreitet kurze meldungen auf twitter.
der schrei nach der alten kultur des briefeschreibens verpufft in den ohren dieser netzbürger. briefe waren im "vordigitalen" zeitalter auch nichts anderes als ein mittel zur kommunikation, genauso wie das telefon oder das fax. heutzutage ist es einfach nicht mehr nötig seine entferten freunde und bekannte per post über seine derzeitigen erlebnisse und befindlichkeiten zu informieren. hierfür sind e-mail, skype, icq und diverse social networks viel effizienter. da rede einer noch von der sozialen verwahrlosung die durch das internet drohe? darüber kann ich nur herzlich lachen.
ohne das internet wäre mein leben nicht das, welches es heute ist. ich hätte viele freundschaften nicht knüpfen können, einige schöne erlebnisse nicht in meiner errinnerung und auch viele jobs nicht bekommen, die ich dem netz zu verdanken habe.
aus purer neugier habe ich einen ominösen test zum thema internetsucht gemacht:
http://www.palverlag.de/Internetsucht.php
rolf merkle - diplom psychologe, psychotherapeut stellt mir verschiedene fragen zu meinen gewohnheiten rund um das internet. manche muten mir sehr seltsam an:
"Anderen verschweige ich, wie lange ich online bin."
diese frage ist sehr veraltet, würde ich mal so platt sagen. heutzutage ist das internet ein sozialer raum geworden, an dem es manchmal gar kein vorbei mehr gibt. da ist es nicht die frage der häufigkeit seiner internetsitzungen sondern eher was man da macht. schaut man sich stundenlang bilder barbusiger damen an, oder wird fruchtvolle kommunikation betrieben, eventuell sogar geschäftliches. für viele leute, mich eingeschlossen, verschmilzt der private und geschäftliche teil des lebens im internet. es kann passieren, dass man spätnachts einen deal abschliesst während man nebenher noch mit der besten freundin am skypen ist und noch eine meldung re-tweetet. da kann man auch nicht fragen wie
"Die Alltagspflichten stehen hinter dem Internet zurück."
sinnvoll beantworten. vielmehr spriessen bunte fragezeichen über meinem kopf bezüglich der einstellung dieses psychologen. viele meiner alltagspflichten könnte ich ohne das netz gar nicht erst erledigen. herr merkle könnte sicherlich auch nicht so gut werbung für seine praxis machen, gäbe es das internet nicht.
um das ganze nicht zu sehr ausarten zu lassen, mein ergebnis war niederschmetternd. ich sei extrem süchtig und sollte endlich mehr in der realen welt tun und sowieso hilfe holen. ich schüttelte mit dem kopf.
es dauert wohl etwas, bis die gesellschaft sich daran gewöhnt hat, dass ein leben im internet keine weltflucht ist, sondern die erschließung einer neuen ist. manchmal fühlt man sich doch wie ein cowboy an der frontier. nur das hier statt den indianern wilde trolle und trojaner ihr "unwesen" treiben. (im übrigen soll dieser satz nichts gegen amerikanische ureinwohner sein, sondern lediglich ein vergleich darstellen)
unsere realität hat eine neue ebene erhalten. reale und virtuelle welt wachsen immer mehr zusammen und lasst uns alle hoffen, dass dies zu gunsten und nicht zum nachteil der bürger dieser welt wird.
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