Dienstag, 21. Juli 2009

ungute gefühle in der unterbuchse

mein ganzes leben lang war ich der überzeugung in einem freien, demokratischen und vor allem rechtsstatlichen land zu leben. deutschland stellte für mich immer ein land dar, das aus den massiven fehlern seiner verangenheit gelernt hat und dadurch seine demokratie und rechtsstaatlichkeit besonders zu schützen und zu stützen wusste.

spätestens seit der vorratsdatenspeicherung und dem bundestrojaner, begann ich risse in diesem scheinbar schönen bild erkennen. diese risse verwandelten sich im jahre 2009 in klaffende schluchten. anders kann man das nicht mehr beschreiben. ein paradebeispiel ist das gesetz, welches dem kinderschutz dienen soll, aber in den augen jedes halbwegs wachen internetbürgers nach einer grundsteinlegung für eine zensurinfrakstruktur aussieht. wie oft dies schon durchgekaut wurde, es ist sicherlich schon ein gleichmässig fließender brei, welcher das bett spree in berlin locker füllen könnte.

das editorial der aktuellen c't, die zensurdebatte aufgreifend, tönt ermüdet und genervt dem geneigten leser entgegen. herr himmelein beschreibt die wellen der empörung in der digitalen welt, welche gegen die starken mauern des non-digitalen establishment abprallen, wie das kleckern eines kleines baches gegen eine festung. und genau hier liegt meiner meinung nach der dicke hund (ich glaube es ist ein rottweiler-dackel mischling) begraben:

es bildet sich derzeit eine neue elite heraus, die von derjenigen die in den dicken plüschsesseln sitzt nicht erwünscht ist. die plüschsessel wollen sie nicht hergeben. nicht an diese dahergelaufenen, überinformierten nerds die anscheinend alles besser wissen aufgrund ihres bodenlosen datenpools internet. die sessel werden schön für die nachkommende generation warmgehalten, die aus den teuer bezahlten internaten und sonstigen elitezuchtanstalten kommen. daher ist auch sicherlich, das ist aus deren sicht auch irgendwie nachvollziehbar, kein gehör für diese horde hacker und onlinezombies vorhanden. warum den auch? wenn man am längeren hebel zu sitzen scheint, wird das problem halt durch gesetze und reglementierungen gelöst. es scheint mir, als ob der strahl aus dem informationshahn gefiltert werden soll, damit die immer wichtiger werdende währung information künstlich verknappt und zurechtestutzt werden kann, wobei der geldadel seine währung weiter plattsitzen kann wie er es gewohnt ist. daher wird via urheberrecht die information monetisiert und daher künstlich verknappt anstatt sie in die freie wildbahn der kultur zu entlassen. so kann die jeweilige information, sei es ein zeitungsartikel oder ein musikstück, nicht kontrolliert verbreitet und hoch genug bezahlt werden. sie sickert vielmehr in den angeblichen gulli des bösen, filesharenden internets ab und wird dreckig und beginnt zu stinken. das mögen die altmodischen urheberrechtsbewahrer nicht.


so kann also eine wild aufgebrachte web-gemeinde laut himmelein laut schreien und zetern, wird aber von den ohren der machtinhaber nicht gehört. vielmehr werden die botschaften seitens der regierung immer wieder wie ein mantra durch die ihnen zugeneigten medien noch und nöcher wiederholt. es sieht so aus, als ob beide seiten eine glasmauer zwischen sich haben, die von einer seite immer weider verstärkt wird, während die andere seite mit steinen und hammern diese zu durchbrechen versucht. die ironisch geforderten postkarten werden sicher nicht sehr wirksam sein.

wir haben einen handfesten generationenkonflikt vor unser aller füsse. wie es weiter geht, das wissen wir erst morgen. es bleibt nur zu hoffen, dass die junge generation es schafft die lange geliebten und gehegten grundrechte und vor allem das grundgesetz mit all seinen bürgerrechten und freiheitsgarantien für kommende generationen erhalten kann. damit auch die internetnutzer von morgen mit stolz von sich behaupten können, in einem freien, rechtsstaatlichen land zu leben.

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